Ostfriesland

Ostfriesland – ein Landstrich mit Charme

Ostfriesland ist die am nordwestlichsten gelegene Region Deutschlands und gehört zum Bundesland Niedersachsen. Dort bildet das Gebiet einen eigenen, sogenannten Höheren Kommunalverband, die Ostfriesische Landschaft. Dazu zählen die Landkreise Leer, Aurich, Wittmund und die kreisfreie Stadt Emden. Zum unmittelbar an der Nordseeküste gelegenen Ostfriesland gehören auch die vorgelagerten Ostfriesischen Inseln Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist und Borkum.

Einige Zahlen und historische Fakten rund um Ostfriesland

In dem vergleichsweise dünn besiedelten Ostfriesland leben rund 467.000 Menschen auf einer Fläche von 3144,26 Quadratkilometern. Die größte Stadt ist Emden mit einer Einwohnerzahl von 50.200 Einwohnern, womit sie auch zugleich die kleinste kreisfreie Stadt Deutschlands ist. Der mit knapp 42.000 Einwohnern zweitgrößte Ort ist die Kreisstadt Aurich.

Ostfriesland wurde bereits in der Altsteinzeit von Rentierjägern besiedelt. Der Bohlenweg im Meerhusener Moor, eine der ältesten befestigten Wege der Welt, sowie archäologische Funde wie der Pflug von Walle, zeugen von einer frühen kulturellen Entwicklung, die über 5000 Jahre zurück reicht.

Ostfriesland und seine Bewohner kennzeichnet seit je her eine besondere Eigenständigkeit innerhalb Deutschlands. Mit der im 9. Jahrhundert, angeblich von Karl dem Großen verliehenen „Friesischen Freiheit“ erhielten die Friesen weitreichende Autonomie und Unabhängigkeit von feudalen Herrschern. Bis heute ist man etwa hinsichtlich kultureller und politischer Belange bemüht, eigene ostfrieslandweite Institutionen zu erhalten.

Man spricht Platt und trinkt Tee

Rund die Hälfte der Bewohner spricht vornehmlich ostfriesisches Platt, womit Ostfriesland die einzige Region Norddeutschlands ist, in der auch im Alltag konsequent plattdeutsch gesprochen wird. Allseits gegrüßt wird mit „Moin“ – was nicht etwa „Guten Morgen“ bedeutet. Vielmehr ist es die Kurzform des Satzes „’n mooien Dag wünsch ik di“, was sich mit „Einen schönen Tag wünsche ich dir“ übersetzen lässt. Die niederdeutsche Volkssprache Plattdeutsch wird durch die Europäische Charta als Regional- oder Minderheitensprache anerkannt.

Ebenso ist das Teetrinken ein fester Bestandteil der ostfriesischen Alltagskultur. Mit rund 300 Litern pro Person und Jahr trinken die Ostfriesen rund elfmal so viel Tee wie im deutschlandweiten Durchschnitt. Typisch für die „Teetid“ ist der echte Ostfriesentee, eine Teemischung, die vornehmlich aus schwarzen Assam-Tees besteht. Traditionell gibt es täglich vier Teepausen, zu denen mindestens je drei Tassen Tee getrunken werden. Beim „Elführtje“, der Teepause um 11 Uhr, darf auch schon mal ein Schnaps dabei sein.

Kurioses und Wissenswertes

In Ostfriesland findet man sowohl Deutschlands höchsten als auch kleinsten Leuchtturm, und beide sind nur 13 Kilometer voneinander entfernt: Der Leuchtturm von Campen ist 65,3 Meter hoch und erlaubt bei guter Sicht einen Blick zu den Ostfriesischen Inseln. Nur etwa 11 Meter hoch ist dagegen der rot-gelb geringelte Leuchtturm von Pilsum.

Der 27,37 Meter hohe Turm der Kirche in Suurhusen gilt als schiefster Turm der Welt und übertrifft mit einer Neigung von zirka 5,19 Grad den berühmten, „nur“ 5,08 Grad geneigten Schiefen Turm von Pisa.

Deutschlands größte Krabbenkutterflotte ist im ostfriesischen Greetsiel beheimatet und zählt 27 Schiffe – mehr als 10 Prozent aller deutschen Krabbenkutter. Im Sommer findet dort auch ein alljährliches Kutterkorso statt.

Ursprungsort der unter anderem durch die ostfriesischen Komiker Otto Waalkes und Karl Dall bekannt gewordenen Ostfriesenwitze war ein Gymnasium im benachbarten Ammerland. Dort erschien in einer Schülerzeitschrift Ende der 1960er Jahre die erste Serie an Witzen, in denen die vermeintlich typischen Eigenschaften der Ostfriesen karikiert wurden.

Ostfriesland hat mit über 150 historischen Orgeln aus sieben Jahrhunderten die höchste Orgeldichte Deutschlands. Dabei befindet sich die älteste bespielbare Orgel Nordeuropas in der Kirche von Rysum, gefertigt um 1440.

Und schließlich befindet sich auch der am tiefsten gelegene Punkt Niedersachsens in Ostfriesland: Das Freepsumer Meer, ein ehemaliger See bei Krummhörn westlich von Emden, liegt 2,5 Meter unter Normalnull. Bis 1988 war es sogar die tiefste Stelle ganz Deutschlands.